Dermaroller: die minimalinvasive Aknenarbenbehandlung, auch für zu Hause

1999 von Unternehmensgründer Horst Liebl entwickelt, zählt der Dermaroller zu den minimalinvasiven Techniken, unkompliziert in der Anwendung mit kurzer Heilungsphase.

Die Therapie füllt atrophe Aknenarben auf, enge und trichterförmige ("Ice-pick"-Narben). Sie mildert außerdem Keloide und hypertrophe Narben.

Nach einer Aknebehandlung beschleunigt der Dermaroller die Heilung und bessert das Hautbild.

Funktionsweise des Dermaroller

Winzige gewebeschonende Nadeln regen Hautzellen (Fibroblasten) zur Vermehrung an (Proliferation). Der Körper registriert die gestochenen Löcher von etwa 0,1 Millimeter Durchmesser als Verletzung, obwohl sie nur kurzzeitig bestehen und sich aufgrund der Hautelastizität schnell schließen.

Selbst Lasermikroskope sind nicht in der Lage, klassische Gewebeschäden zu bestätigen. Dennoch startet der Prozess der Wundheilung. Durch elektrische Impulse vermittelt sich eine Reizaktivierung zur Zellteilung. Fibroblasten wandern in das Gebiet des scheinbaren Schadens und bilden dort Kollagen- und Elastinfasern, um die vermutete Wunde zu reparieren.

Da der Vorgang nicht zu stoppen ist, bauen sich die Kollagenfasern sauber und strukturiert in die Kutis ein, füllen sie auf und verstärken sie. Wachstumsfaktoren (z. B. TGF β3) sorgen für einen regelmäßigen Einbau der Fasern ohne Narbenbildung.

Parallel kommt es zur Gefäßneogenese und damit zu verbesserter Zufuhr von Sauerstoff und Nährstoffen. Auch Hämoglobin gelangt vermehrt ins Narbengewebe. Seine rote Farbe passt den blasseren Narbenton der umliegenden Haut an.

Geeignete Narbenformen

Der Dermaroller verringert nicht allein atrophe Aknenarben, sondern auch hyperthrophe und Keloide. Haben diese ihr Aktivstadium beendet, stimuliert der Dermaroller den Abbau.

Das Micro-Needling hat dabei einen ausgleichenden Effekt. Der Organismus erkennt ein Zuviel oder Zuwenig an Gewebe und reguliert durch Reduzieren oder Ergänzen. Vermutlich handelt es sich bei Fibroklasten um modifizierte Fibroblasten und Fibrozyten. Sie kümmern sich um den Abbau des Narbengewebes, unterstützt von Enzymen, die Proteine spalten.

Die Geräte

Der Dermaroller ist ähnlich einem Nassrasierer geformt, mit einer rundum nadelbesetzten Walze am Ende des Griffes. Der Rollkopf ist ein bis zwei Zentimeter breit.

Bedingt durch die Walzenform treffen die Nadeln nicht exakt vertikal auf die Hautfläche. Die Öffnung des Stichkanals ist daher nicht ganz sauber und kreisrund, sondern am Rand verformt. Das kann im Vergleich zu anderen Geräten, wie beispielsweise dem Dermapen, schmerzhafter sein und epidermale Schäden mit sich bringen.

1. Geräte für Medizinisches Needling

Die Nadeln für das Medical Needling sind 0,5 bis 2,5 Millimeter lang.
Da die Gesichtshaut im Schnitt eine Dicke von 1,5 Millimetern aufweist, sind längere Nadeln (> 1,5 mm) höchstens bei Verbrennungsnarben sinnvoll. Früher waren dafür Dreimillimeternadeln in Gebrauch - heute nur noch in Einzelfällen, da hierbei eine Vollnarkose mit entsprechenden Risiken unvermeidlich ist.

2. Geräte für den privaten Gebrauch und Kosmetikstudios

Die Variante für zu Hause nennt sich Dermaroller HomeCare und ist in der Apotheke oder über diesen Link bei Amazon.de erhältlich. Seine 162 Nadeln verfügen über eine Länge von 0,2 Millimetern. Drei bis viermal wöchentlich angewendet, sorgt der HomeCare für:

Nachahmeprodukte des Original Dermaroller für den Heimgebrauch sind deutlich preiswerter und mit verschiedenen Nadellängen zu haben. Bei Amazon.de schon für um die 10 Euro.

Im Vorfeld

Aus Erfahrung empfehlen Praktiker für zwei bis vier Wochen eine vitaminhaltige Creme. Wesentliche Bestandteile sind das Epithelschutzvitamin (Vitamin A) und Vitamin C.

Ratsam ist ein Verzicht auf Aspirin und andere Blutverdünner sowie auf Rauchen am Therapietag.

Der Patient sollte ungeschminkt ohne Pflegeprodukte erscheinen.

Während der Sitzung

Eine Betäubungscreme reicht in der Regel aus. Nach einem ersten Reinigen wirkt sie bis zu 60 Minuten ein, im Schnitt eine halbe Stunde. Bei einem Nadelmaß bis 0,5 Millimeter gelingt der Eingriff oft ohne Betäubung.

Tuch oder Tupfer entfernen Cremereste. Es schließt sich ein Desinfizieren der betreffenden Areale an.

Die Maßnahme findet im Liegen statt. In durchschnittlich 10 bis 40 Minuten pro Sitzung gleitet der Dermaroller mehrfach über die Haut – quer, gerade und diagonal.
Die perforierte Narbe entspannt sich. Ein kühler Luftstrahl reduziert das Stechempfinden zu einem flüchtigen Hitzegefühl.

Kochsalzgetränkte Kompressen wischen punktförmige Blutungen ab, die nach zwei bis drei Minuten zum Stillstand kommen. Die Einstichlöcher, rund 250 pro Quadratzentimeter, schließen sich nach wenigen Minuten.

Zu guter Letzt beruhigt eine Vliesmaske die Haut.

In den Folgebehandlungen lässt sich das Needling mit dem Auftragen von Wirkstoffen verbinden (z. B. Hyaluronsäure), um sie tief in die Kutis einzubringen.

Für den gesamten Ablauf sind insgesamt circa zwei Stunden einzuplanen.

Nach der Behandlung

Zur Infektionsprophylaxe ist es möglich, Antibiotika in Salbenform im Rahmen einer Nachbehandlung zu applizieren (z. B. Fusidinsäuresalbe). Im Allgemeinen ist das jedoch unnötig, da das Infektrisiko bei der Anwendung des Dermrollers als Einwegartikel sehr niedrig ist.

Ein fortgesetztes Cremen mit den Vitaminzubereitungen der Vorbehandlung für ungefähr sechs Monate assistiert dem Entstehen von Kollagen und Elastin.

Um im Hinblick auf Pigmentverschiebungen sicherzugehen, empfehlen Praktiker auf intensive Sonnenexposition einschließlich Solarium eine Woche vor bis zwei Wochen nach dem Eingriff zu verzichten. Lässt sich das nicht realisieren, ist ein Sonnenschutzmittel zwei- bis dreimal täglich anzuwenden (ab LSF 50).

Eine Saunapause von fünf Tagen ist angemessen, ab dem zweiten Tag ist gegen Sport nichts einzuwenden.

Folgebehandlungen und Resultate

Zum Bilden der Kollagenstrukturen braucht der Körper mehrere Wochen bis Monate.
Um das Potenzial dieser Needling-Methode auszuschöpfen, sind im Allgemeinen zwei bis fünf Sitzungen im Abstand von etwa vier bis zehn Wochen für ein gutes Ergebnis zu absolvieren.

Anfänglich ist zwar noch keine objektive Besserung zu sehen, doch ist ein angenehmes Hautgefühl und ein innerliches Anfüllen mit neuem Bindegewebe spürbar.
Mit der zweiten Sitzung zeigt sich deutlich glattere und ebenere Haut.

Mögliche Nebenwirkungen

Da die Methode nicht ablativ ist und der epidermale Schutz intakt bleibt, sind keine Risiken und Komplikationen, wie verstärkte UV-Empfindlichkeit oder Pigmentverschiebungen, zu befürchten.
Sehr selten kann es zu Krusten und Blasen kommen, die sich mit desinfizierender Salbe, beispielsweise mit Chlorhexidin, behandeln lassen. Sollten sie nach sieben Tagen nicht abgeklungen sein, helfen Antibiotika.

Oftmals lassen sich bei den Folgebehandlungen stärkere Blutungen beobachten, die allerdings generell nur als Tröpfchen in Erscheinung treten. Diese Besonderheit ist auf die Gefäßneubildung zurückzuführen.

Vorsicht bei Selbstbehandlung! Es sind günstige Kopien in Umlauf, die den Originalen ähneln, verwandte Namen tragen und dabei keine CE-Zeichen aufweisen. Die Qualität der Nadeln ist mangelhaft. Durch Verbiegen können sie Verletzungen hervorrufen (Gefahr von Hämatomen und Narben). Bei asiatischen Herstellern ist eine Kontamination der Instrumente mit Kolibakterien oder Staphylokokken denkbar.

Ein Risiko für HIV- und Hepatitisübertragung beim Verleih privater, nicht desinfizierbarer Geräte ist nicht auszuschließen.

Ausfallzeiten

Die Heilzeit beträgt ein bis zwei Tage. Am ersten Tag nach der Therapie und mitunter am zweiten können die Zeichen des Eingriffs für andere noch sichtbar sein.
Meist kann der Patient aber am Folgetag seinen sozialen, beruflichen und sportlichen Ambitionen nachgehen.

Kosten

Entsprechend aller individuellen Umstände ist beim Medical Needling mit dem Dermaroller mit Beträgen zwischen 300 und 600 € pro Sitzung zu rechnen. Für die Korrektur kleinerer Einzelnarben sind die Preise noch zweistellig.

Der wieder verwendbare Dermaroller HomeCare einschließlich Roller Cleaner kostet ab 80 €.